Dieter Fischer spielt in der schwarzen Komödie »Das Abschiedsdinner« im Café des Metropoltheaters.

Clotilde (Judith Toth) und Pierre (Winfried Frey) wollen  Antoine (Dieter Fischer, Mi.) loswerden| ©Tomek Wieczor

Clotilde (Judith Toth) und Pierre (Winfried Frey) wollen
Antoine (Dieter Fischer, Mi.) loswerden | ©Tomek Wieczor

Wie entledigt man sich lästig gewordener alter Freunde möglichst stilvoll? Man verwöhnt sie ein letztes Mal mit ihrem Lieblingsessen, teurem Wein, Lieblingsmusik, wärmt nostalgisch alte Zeiten auf. Natürlich dürfen die Gäste nicht wissen, dass man sich danach nie mehr rühren wird. Das Ehepaar Pierre und Clotilde will diese Abschiedsdinner-Idee eines ihrer Bekannten endlich ausprobieren: Der selbstverliebte Antoine und seine exzentrische Frau Bea gehen ihnen schon lange auf die Nerven.

Vom Autorenduo Matthieu Delaporte und Alexandre de la Patellière ist bereits die Boulevard-Groteske »Der Vorname« am Residenztheater zu sehen. Im Stil von Yasmina Reza entlarvt sich da die gehobene Bildungsbürgerschicht selbst im Streit, bis alle Höflichkeitsfassaden zerbröckelt sind. Auch die Nachfolgekomödie »Das Abschiedsdinner« kocht unterdrückte Ressentiments hoch.

Philipp Moschitz hat sie im Café des Metropoltheaters inszeniert, und nutzt außer dem kleinen Bühnen-Podest das Café, das Theaterfoyer und sogar die Straße zum Spielen. In einem rasanten, witzigen Dialog-Ping-Pong klären Pierre (Winfried Frey) und Clotilde (Judith Toth) zunächst die Situation und ihr Ehe-Verhältnis: beide beruflich erfolgreich, zwei Kinder, zu Hause dominiert sie und sieht ihn als Versager, weil er bei jeder Auseinandersetzung einknickt. Antoine kommt allein – Bea ist verhindert. Dieter Fischer (bekannt geworden durch die Serie »Der Kaiser von Schexing«) spielt eine raumgreifende Nervensäge par excellence: ein selbstgefälliger Gutmensch, weitschweifig redselig, mit Donner-Lache und jeder Menge Neurosen.

Dummerweise kennt er das Prinzip des Abschiedsdinners und rauscht beleidigt mit dem Auto ab. Kurz darauf ist er wieder da: mit einem Therapie-Vorschlag. Er überredet Pierre zum Rollen- und Kleidertausch, damit sich jeder in den anderen einfühlt. Denn »unsere Freundschaft ist noch zu retten«, meint er. Wie sich der gewichtige Dieter Fischer beim Klamottenwechsel in die Wäsche des schmächtigen Pierre zwängt, das liefert viel Komik und auch Klamauk. Danach geht’s ohne Angst vor
Peinlichkeit ans Eingemachte – von der Kindheit über die sentimentale Freundschaftsbeschwörung bis hin zur bösen Abrechnung.

Und dabei kommen unliebsame Wahrheiten ans Licht. So dass man sich fragen muss, was nun überlebt: die Freundschaft oder die Ehe. Bis zum offenen Ende inszenierte der Regisseur mit seinen drei fabelhaften Darstellern eine temporeiche, schwarze Komödie mit scharf gezeichneten Charakteren. ||

ABSCHIEDSDINNER
Metropoltheater, Café | Floriansmühlstr. 5
13., 18., 22. Dez., 9., 15., 17., 18., 20., 21., 25.,
31. Jan. 2017| 20 Uhr | So 19 Uhr | Tickets:
089 32195533 | Website

 


Das könnte Sie auch interessieren: