»Auf ein Neues« in der Komödie im Bayerischen Hof: mit vielen Klischees, aber mit Topbesetzung.
Es weihnachtet sehr im ansonsten so nüchternen Penthouse (Bühnenbild: Gabriella Ausono) der geschiedenen Powerfrau Catherine. Festlich ist der Tisch gedeckt, die Kerzen brennen, der Sekt ist kühl gestellt und der Plastik-Christbaum auch hübsch drapiert. Doch Mutter Catherine und Teenie-Tochter Sarah liegen wieder einmal im Clinch. Weil Catherine herzlos einen Penner aus dem Treppenhaus rausgeschmissen hat.
Um den Weihnachtsfrieden zu retten, wird der völlig abgerissene Clochard, natürlich mit müffelnden Klamotten und obligatorischer Rotweinpulle unterm Arm, von der Straße in die gute Stube zum Festmahl mit anschließender Bescherung geholt, was Antoine Raults melancholischer Komödie wenigstens spritzige Dialoge verschafft.
Klar, dass Catherine als selbstbewusste Mittvierzigerin und erfolgreiche Managerin dabei alles voll im Griff hat und Michel, den zum Obdachlosen abgesunkenen Informatiker, wieder ins Berufsleben integrieren möchte. Also coacht sie ihn gnadenlos für Vorstellungsgespräche, während Töchterchen
Sarah von Liebespein schier gemartert ist und sich voll der pubertären Aufmüpfigkeit hingibt. Selbst für eine Boulevardkomödie sind das etwas zu viele Klischees, und doch rauscht diese Inszenierung in Martin Woelffers Regie als Übernahme vom Berliner Theater am Kurfürstendamm flott über die Bühne.
Vor allem überzeugen die Schauspieler. Marion Kracht als toughe Catherine, die alle Probleme mit
Frauenpower zu lösen versucht, bringt den Weihnachtsabend und die folgenden Tage mit Charme und Chuzpe bestens über die Runden. Lene Wink gibt ein (über-)reichlich rotzig-motziges Pubertier, und der Clochard Daniel Morgenroth mutiert als Catherines Lover zum geschmeidigen Womanizer. ||
AUF EIN NEUES
Komödie im Bayerischen Hof
bis 7. Jan., Mo bis Sa 20 Uhr
So 18 Uhr
Tickets: 089 292810 und 29161633
Website
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