Anton Kaun  seziert einen Teddy |  © Anna Huber

Anton Kaun
seziert einen Teddy |
© Anna Huber

Unbeholfen, fast menschlich wirken die alten Tageslichtprojektoren neben den Beamern mit ihren perfekten Visuals. Unterstützt von Bülent Kullukcu, Dominik Obalski und Anton Kaun alias Rohtheater, leisten die Modernisierungsverlierer folgsam ihren Performance-Dienst ab, mit bunten Folien, leichter Unschärfe und gelegentlichem geriatrischen Wackeln. Neue Technologien und Macht, das sind die beiden Pole der Performance-Reihe »Empire«, die bis Januar in wechselnden Formen versuchen wird, den Wälzer »Empire. Die neue Weltordnung« von Antonio Negri und Michael Hardt in einer »Metacollage« zu fassen zu kriegen.

Zu assoziativen Bildern von Menschen und Massen, vergilbten Fotos von Kolonialverbrechen und kruden technischen Zeichnungen sind in Teil eins Zitate zu Herrschaft und Fortschritt zu hören, Ernst Bloch, Michel Foucault, Karl Kraus. Dabei spricht die Stimme aus dem Off so bodenständig untheatral, dass die schweren Gedanken etwas freundlich Zugängliches bekommen. Sie hallen nach, während Kaun in komischer Konzentration einen Fisch mit zwei Samurai-Schwertern zerlegt, mischen sich mit den schwebenden, knarzenden, plockernden Elektrosounds.

Zu quietschbunten Animationsfilmchen wird zwischendurch ein aus einem Manga entlehnter Science-Fiction-Krimi erzählt: eine Mordserie an hyperintelligenten Robotern, die ihren Schöpfern wie auch dem Ermittler haushoch überlegen sind. Der oder die Mörder sind noch nicht gefasst, die Motive unklar, Fortsetzung folgt: in den nächsten Live-Installationen, als Film, als Konzert und Hörspiel – am 16. Dezember ist dabei Schauspieler Samuel Koch als Special Guest angekündigt.

Dass die Performer ihren Erzählkosmos über mehrere Abende ausdehnen, erinnert ans Seriengucken vor Netflix: Vor der nächsten Folge bricht zwangsläufig erst mal die Realität ein, und das ist gewollt. So könne »der fiktionale Alltag der Serie in den realen Alltag eindringen, ihn affizieren und Wahrnehmungsverschiebungen ermöglichen«. Und vielleicht sind die Episoden von »Empire« ja letztlich auch nur Bausteine in der Hypercollage, an der jeder von uns tagtäglich bastelt. ||

EMPIRE
Rohtheater| Container-Collective,
Atelierstr. Ecke Friedenstr./Ostbahnhof
#3:23. Nov.| Kösk, Schrenkstr. 8
#4:16. Dez.| #6:28. Jan.
jeweils 20.30 Uhr | #5: Ausstellung
26.–29. Jan.| 13–21 Uhr
Tickets: generationaldi@gmx.de
Website

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