Regisseur Lars Kraume inszeniert in »Das schweigende Klassenzimmer«die erstaunliche Geschichte einer Abiturklasse, die sich mutig dem DDR-System entgegenstellte.

Leonard Scheicher probt mit seiner Abiklasse in Lars Kraumes »Das schweigende Klassenzimmer« den Aufstand | © Studiocanal

Auch bei seinem aktuellen Kinofilm zieht es Lars Kraume wieder zurück in die Vergangenheit. Nachdem er sich in seinem preisgekrönten Drama »Der Staat gegen Fritz Bauer« mit dem gleichnamigen Generalstaatsanwalt, der in der BRD Ende der 1950er Jahre Naziverbrecher verfolgte, auseinandergesetzt hatte, begibt er sich nun in die DDR des Jahres 1956. In »Das schweigende Klassenzimmer« erzählt der dffb-Absolvent von zwei Schülern aus Stalinstadt (das spätere Eisenhüttenstadt), die bei einem Besuch eines Westberliner Kinos Bilder vom Aufstand in Ungarn sehen. Darauf regen sie in ihrer Abiturklasse eine Schweigeminute an, um sich mit den Opfern des Aufstands solidarisch zu zeigen. Ein fataler Fehler, wie sich sehr schnell herausstellt. Denn der Staat sieht darin einen konterrevolutionären Akt und lässt in der Folge nichts unversucht, mit menschenunwürdigen Methoden die Drahtzieher dieses staatsfeindlichen Affronts aus den Mitschülern herauszupressen.

»Das schweigende Klassenzimmer«, das auf einer wahren Begebenheit beruht, besticht durch seine minutiöse Milieuschilderung und die exakte Reproduktion der jungen DDR. Dazu gesellt sich das erfrischend unverbrauchte, lebensechte Spiel der Schüler-Darsteller um Leonard Scheicher und Tom Gramenz, denen Kraume schauspielerische Schwergewichte wie Burghart Klaußner in der Rolle des knallharten Volksbildungsministers oder Michael Gwisdek als Feindsender hörenden, schwulen Revoluzzer entgegensetzt. Neben den starken Figurenzeichnungen nutzt der Regisseur die unglaublich-unmögliche Geschichte einer Abiturklasse, die dem unbarmherzigen Staatsapparat die Stirn bietet, da raufhin von der Schule fliegt und später nahezu geschlossen in den Westen flieht, um ein Höchstmaß an Spannung zu evozieren. Einziges Manko des Films: Kraume will am Ende zu viel, plötzlich hat jeder Protagonist sein Geheimnis, war irgendwie jeder Aufständischer und Rebell, Verräter und Kollaborateur. Das nimmt dem »Klassenzimmer« viel von seiner Glaubwürdigkeit, seiner Nachvollziehbarkeit. ||

DAS SCHWEIGENDE KLASSENZIMMER
Deutschland 2018 | Regie: Lars Kraume | Mit: Leonard Scheicher, Tom Gramenz, Lena Klenke | Kinostart: 1. März
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