Masako Ohta ist eine Poetin des Klaviers. Das hört man nun auch auf Platte – und auf der Bühne in München und Raisting

Masako Ohta| © Ralf Dombrowski

Musica Viva im Herkulessaal. Ab der Garderobe kommt die zierliche Konzertbesucherin nur noch langsam voran. Hier ist das Stammpublikum der Neuen Musik unterwegs, darunter auffallend viele Menschen, die Masako Ohta kennen, sie freundlich begrüßen wollen. Die Pianistin aus Japan, seit 29 Jahren in München, hat an zahllosen intimeren Spielstätten ein Publikum gewonnen, das ihr vertrauensvoll folgt, auch wenn manche ihrer Projekte und Ideen vorab schwer einzuschätzen sind. Einige Beispiele der kommenden Wochen: »AOI – »Ich ist ein Anderer«, Arthur Rimbaud, Performance mit Kabuki-Tanz und Klaviermusik« (15. März im Kulturzentrum Giesinger Bahnhof); »4tissimo, Improvisationen und Momentkompositionen mit 4 Musikern und Tänzern« (26. März im Schwere Reiter); »Geheimnisse einer Seele, Klavierimprovisationen zu G.W. Papsts Stummfilm« (18. März im Filmmuseum) – eine viele Sparten übergreifende Mischung.

Es soll nun aber nicht der Eindruck entstehen, ganz normale Soloabende am Klavier wären Masako Ohta fremd. Die 1960 in Japan geborene Künstlerin spielte über die Jahre nicht nur Zeitgenössisches, sondern gerne mal Bach und Brahms, Schubert und Schumann. 1985 verlässt sie Japan, zieht zunächst nach Berlin, dann nach München und heiratet den deutsch-norwegischen Cellisten Veit Wenk-Wolff, der seit Celibidache-Zeiten bei den Münchner Philharmonikern spielt. Die beiden haben eine Tochter, trennen sich aber, als diese pubertiert. Für Masako ist das nach familiär dominierten Zeiten ein Anlass, sich zu fragen, was sie musikalisch erreichen will. Vielfältig wie ihre künstlerische Leidenschaft ist das Netzwerk, das sie konsequent aufbaut. Komponisten wie Nikolaus Brass lernen sie zu schätzen, Theaterleute, Jazzmusiker und anlässlich eines Konzerts im Jahr 2004 auch der Labelchef Stefan Winter, der seit den späten 90ern für »Winter & Winter« nicht nur Jazznahes aufnimmt. Die beiden beschließen eine gemeinsame Produktion, 2015 ist es so weit.

Stefan Winter schlägt ein »Poetry Album« als Konzept vor, bei dem hinter allen Kompositionen eine Liebesbeziehung oder Widmung steckt. So kommt eine erstaunliche Abfolge zustande, die von Kurtágs geheimnisvoller »Hommage à Fakas Ferenz« zu Couperin, Brahms und Clara Schumann führt. Auf Bach folgt Arvo Pärt, auf Ravel der für Masako besonders wichtige Toru Takemitsu, aber auch »Für Elise«. Allen Interpretationen ist gemeinsam, dass sie die Musik auf sehr intime Art zum Sprechen bringen, im Fall »Elise« zum Flüstern: »Sogar für die beiden intensiven Stellen hat Beethoven ja ein Pianissimo vorgesehen«, so Ohta. Für eine Pianistin, deren Interpretationen ganz vom Moment leben, war die Arbeit im Studio eine große Umstellung: »Stefan Winter hat mir klargemacht, dass in anderer Weise bedacht und geprüft sein will, was auf CD festgehalten werden soll. Ich glaube, er hätte die Aufnahmen notfalls in der Schublade verschwinden lassen, wenn er nicht wirklich zufrieden gewesen wäre.« Wenn das »Poesiealbum« nun live präsentiert wird, bekommt das Spontane aber wieder jenen Stellenwert, den man gewohnt ist bei einer Musikerin, die nicht zufällig auch gerne improvisiert. ||

MASAKO OHTA: POETRY ALBUM
Einstein Kultur Halle 44| Einsteinstr. 42
24. Feb. | 20 Uhr | Tickets: 089 416173795

Kulturhaus Otto Hellmeier
Wielenbacherstr. 13, Raisting | 25. Feb.| 15 Uhr
08807 946232

 


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