Taylor Sheridan gelingt mit »Wind River« ein Thriller mit subtilen politischen Obertönen. Er nimmt sich einer brisanten Thematik an: Der Gewalt gegen amerikanische Ureinwohnerinnen.

Auf eisiger Ermittlertour: Elizabeth Olsen und Jeremy Renner in »Wind River«| © Fred Hayer / The Weinstein Company

Der Schnee ist Freund und Feind zugleich im winterlichen Reservat Wind River. Im abgelegenen Herzen der Rocky Mountains ist er Freund, weil er Spuren konserviert, die einzige Hoffnung für die unterbesetzte Reservatspolizei. Denn der Wildhüter Cory (Jeremy Renner) hat eine junge Frau aus der Gemeinde erfroren in den Bergen gefunden, barfuß und zu Tode gehetzt. Feind ist der Schnee aber auch, weil er von einem tödlichen Blizzard gebracht wird, der die Untersuchung verlangsamt und die Spuren zu verwischen droht. Die vom FBI geschickte Ermittlerin Jane Banner (Elizabeth Olsen) ist unerfahren und scheint zu schwächlich für das raue Gebiet und seine verhärmten Bewohner. Wildhüter und Jäger zugleich, hilft Cory ihr, die Spur in die Berge hinein zu verfolgen und die Dynamiken im Reservat zu verstehen. Seine Motive bleiben im Dunkeln, doch in dem Bergort scheinen schon öfter mysteriöse Todesfälle passiert zu sein. Cory weiß selbst nicht, ob er in diesem Thriller Beschützer oder Jäger sein will, und gerade dieser Zwiespalt macht seine Figur so glaubwürdig.

Autor und Regisseur Taylor Sheridan siedelt seine Filme gerne im Mythos des amerikanischen Westens an – die Drehbücher zu Denis Villeneuves »Sicario« und David Mackenzies »Hell or High Water« schweben zwischen brutaler Realität und mythischer Gesetzlosigkeit. So auch »Wind River«, benannt nach dem Gebiet, das durch den physischen Schneesturm, aber auch die soziale Kälte von Außenwelt und Gerichtsbarkeit abgetrennt ist. Sheridan baut mit einer klassischen Kriminalhandlung, schlichten Dialogen und schlau gesetzten Rückblenden eine bedrückend dichte Stimmung auf, die unnötige Erklärungen der wortkargen Bergbewohner obsolet machen. Das Ausmaß des unterschwellig schwelenden Argwohns der indigenen Bevölkerung bleibt jedoch haften. Als Jane Banner Verstärkung anfordern will, bemerkt der Polizeichef (Graham Greene) nur trocken: »Ich bin daran gewöhnt, keine Hilfe zu bekommen.« Der politische Subtext schwingt die meiste Zeit nur lose mit, und das ist auch gut so, denn Taylor Sheridan ist immer dann am besten, wenn er die darunterliegenden Seelenlandschaften und existenzielle Themen wie Trauer und Erinnerung in einfache und deshalb besonders eindringliche Bilder fasst. ||

WIND RIVER
USA 2017 | Regie: Taylor Sheridan | Mit: Jeremy Renner, Elizabeth Olsen u. a. | 107 Minuten
Kinostart: 8. Februar
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