Das Sponti-Label Trikont feiert ein halbes Jahrhundert. Und es ist längst zur wichtigen Kraft im Musikleben geworden.

Welch ein Triumph der Technik! Ein Hund hockt vor dem Lautsprecher, um die Stimme seines Herrn zu hören. »His Master’s Voice«, wie die Grammophon Company betont, die das Bild des englischen Künstlers Francis Barraud 1899 zu ihrem noch heute genutzten Logo machte. Um Jahrzehnte später auch als Logo des in München beheimateten Labels Trikont zu glänzen, gab der Hund seine tierische Ergebenheit auf und pinkelt seitdem mit gehobenem Bein auf seines Meisters Stimme. Denn Trikont bestätigt keine Herrschaftsverhältnisse, indem es den Herrchen dieser Welt Gehör verleiht.

Stattdessen ist es dem eigenen Untertitel nach »Unsere Stimme – Our Own Voice«. Auf seiner ersten Schallplatte, die 1972 mit dem Titel »Wir befreien uns selbst« erschien, sangen noch die Mitarbeiter des 1967 gegründeten Buchverlags Trikont selbst »Kampflieder der Arbeitersache München«. Keine jener Thälmannlieder der Arbeiterbewegung, und auch nicht jene Betroffenheitslyrik der Liedermacher von Burg Waldeck, sondern mitreißende Lieder der Lotta Continua, die sie von italienischen Gastarbeitern gelernt hatten. Weswegen das »Wir« im Titel der ersten Tonträgerin und das »Unser« später im Namen von Anfang an auch sogenannte Migranten als Teil »unserer« Gemeinschaft benennt. So wie auch die bis dato zumeist ausgegrenzten Homosexuellen, die im wachsenden Musiklabel ebenfalls ein Forum fanden, oder andere unterdrückte Gruppen wie etwa die Native Americans.

Ästhetische Fragen, die auch in anderen Verlagen prüfen, ob ein Produkt ins Programm passt, sind bei Trikont folgerichtig auch eine Haltungsfrage. Stilistisch umfasst dessen Repertoire mittlerweile Volksmusik, Weltmusik und Country ebenso wie Rock, Pop, Jazz und Kabarett. Mit Walter Mossmanns »Unruhiges Requiem«, das der Liedermacher von Heiner Goebbels bearbeiten ließ, lieferte Trikont 1983 sogar ein Hörspiel. Monothematische Sampler, wie das 1982 erschienene Doppelalbum »Fünf Griechen in der Hölle« über die städtische Subkultur Griechenlands oder die Kompilationen des Black-Music-Experten Jonathan Fischer ermöglichen im Zusammenspiel erlesener Tondokumente mit gut recherchierten Erläuterungen im beiliegenden Booklet einen Hör- und Lesegenuss, der leider die meisten Radiosendungen überbietet.

Nicht immer stieß das auf Applaus. Als Franz Dobler zum Beispiel in der Liedsammlung »Wo ist zu Hause, Mama?« deutschsprachige Popjuwelen jenseits einer von der Schlagerindustrie diktierten Deutschpopszene vereinte, erschien das einer Kritikerin im Spex als zu nationalistisch gedacht. Später diskutierte sie das in München mit Dobler auf einer Podiumsdiskussion. Weil Trikont 1967 als Buchverlag begann, ein Umstand, weshalb noch heute Tonträgerinnen des Labels auch im Buchhandel erhältlich sind, feiert das Label, das von bei Erfolg treuen Musikern wie Hans Söllner oder Attwenger gestützt wird, heuer sein 50-jähriges Jubiläum. Am 30. November ist Ortstermin im Feierwerk mit Attwenger, Express Brass Band, Mrs. Zwirbl, Zitronen Püppies, Coconamie und Eric Pfeil. Außerdem liest Franz Dobler aus seiner mit Christof Meueler verfassten »Trikont-Story«, die als anschaulich bebildertes Buch bei Heyne Hardcore erscheint. ||

TRIKONT WIRD 50
Feierwerk| Hansastr. 39 | 30. Nov. | 18 Uhr
Tickets: 01806 570070

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