In »Hitlers Hollywood« spürt Rüdiger Suchsland der Manipulations- und Anziehungskraft der nationalsozialistischen Filmproduktion nach.

Hilde Krahl in »Großstadtmelodie« | © farbfilm verleih

Wer könnte Hans Albers und Heinz Rühmann widerstehen, ihrem Charme, ihrem Pfiff? Pfeifend und singend begeben sie sich zum Bade – »Jawoll, meine Herrn, die Sorgen sind fern!« – und bieten jenes saubere Entertainment, das während der Nazizeit gefragt war. Der Zuschauer wird durch heiteren Eskapismus eingeseift – mit »Der Mann, der Sherlock Holmes war« (1937) beginnt Rüdiger Suchsland seinen filmischen Essay über »Hitlers Hollywood«, in dem er sich mit dem deutschen Propagandakino von 1933 bis 1945 auseinandersetzt.

Damit setzt der Filmjournalist und Regisseur Suchsland nach seinem ersten Dokumentarfilm »Von Caligari zu Hitler« (2014) seine Zeitreise in der Kinogeschichte fort, um sein Augenmerk auf die Inhalte, aber auch formalen Merkmale, ja, ästhetischen Qualitäten der Filme dieser Zeit zu richten. Keine Interviews und Talking Heads – die Filme sprechen. Suchsland und Cutterin Ursula Pürrer tauchen ganz in die manipulative Bildwelt ein.

Dabei erweist Suchsland sich erneut als kundiger, prägnant formulierender Autor und Sprecher, der auch die ideologischen Risse in den Filmen auftut. Etwa in Veit Harlans »Verwehte Spuren« (1938), von Suchsland als »großer Film noir« gewürdigt, in dem das Verschwinden einer Frau in Paris eine Atmosphäre der Verunsicherung erzeugt. Ansonsten: Kino als Halt, als Wegweiser, als Gift in die Augen geträufelt. All die euphorisierten Gesichter, wenn Hitler vorfährt. Die Propagandamaschine von Goebbels orientierte sich am Eskapismus des US-Kinos, die Stars kamen oft aus dem Ausland, Kristina Söderbaum aus Schweden etwa, während einheimische Größen wie Marlene Dietrich ins Exil gingen.

Rüdiger Suchsland analysiert die Stars, die Handschriften der Regisseure, entdeckt immer wieder Todessehnsucht in den Filmen. Und macht Lust darauf, sich diese in Gänze anzuschauen, natürlich mit kritischem Blick. Eine Kinodokumentation über eine Kinoepoche ist eben immer auch Verführung. ||

HITLERS HOLLYWOOD – DAS DEUTSCHE KINO
IM ZEITALTER DER PROPAGANDA 1933–1945
Dokumentarfilm | Deutschland 2016 | Regie: Rüdiger Suchsland
105 Minuten | Kinostart: 23. Februar
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